Stress ade – Wie die Craniosacral Therapie das zentrale Nervensystem reguliert
Zu viel um die Ohren, keine Zeit – und dazu schlagen auch noch die täglichen Hürden des Alltags aufs Gemüt? Warum es so wichtig ist, zur Ruhe zu kommen und wie wir es schaffen, mithilfe der Craniosacral Therapie die Balance nicht zu verlieren, erklärt die Craniosacral Therapeutin Denise Disterheft.
CRANIOSACRAL THERAPIE –WAS IST DAS?
Die Craniosacral Therapie ist eine Methode aus der Komplementär-Therapie. Sie hat ihren Ursprung in der Osteopathie und arbeitet mit der sogenannten primären Respiration – das sind feine Rhythmen im Körper. Genauer gesagt bilden Schädel (Cranium) und Kreuzbein (Sacrum) mit den Gehirn- und Rückenmarkshäuten eine Einheit, durch die unsere Gehirnflüssigkeit im gesamten Körper rhythmisch zirkuliert. Craniosacral-Praktizierende können diese Bewegung durch sanften Kontakt zum Klienten mit den Händen spüren. Unterschiedliche Techniken, vor allem im Bereich des Nackens, des Kreuzbeins, des Schädels oder der Füsse, können Blockaden lösen und Muskeln, Gewebe sowie Faszien (die Weichteil-Komponente des Bindegewebes) wieder lockern.
SPANNUNGSZUSTÄNDE LÖSEN
Die ganzheitliche Methode nimmt sogar Einfluss auf das zentrale Nervensystem. So wird zum Beispiel der Parasympathikus unterstützt – ein Teil des vegetativen Nervensystems, der besonders die Funktion des Körpers in den Ruhezustand fördert. Sein Gegenspieler ist der kreislaufanregende Sympathikus. Ist der Sympathikus überreizt, kommt es zu Stresssymptomen wie erhöhter Pulsfrequenz, hohem Blutdruck, Schlafstörungen usw. Dieser Spannungszustand kann sich mithilfe der Craniosacral Therapie wieder regulieren, da sich damit die Funktionen von Parasympathikus und Sympathikus normalisieren lassen. Deshalb wird die Methode häufig für den Heilungsprozess bei stressbedingten Beschwerden und körperlichen Schmerzen wie Kopf-, Nacken-, Schulter-, Rücken- oder Gelenkschmerzen angewandt. Eine Behandlung dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten. In der ersten Sitzung erfolgt eine Anamnese, die sich nebst Beschwerden auch mit den Ressourcen des Klienten beschäftigt.
POSITIVE NEBENEFFEKTE
Die Arbeit am zentralen Nervensystem unterstützt ausserdem Stoffwechselprozesse und mobilisiert den Austausch der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit – jener Flüssigkeit, die in den Zwischenräumen des Gehirns zirkuliert. Sie stellt einen wichtigen Schutz für das Gehirn und das Rückenmark dar. Darüber hinaus regt die Craniosacral Therapie die Selbstheilungskräfte an und fördert die Wahrnehmung. Praktizierende orientieren sich am «Gesunden» im Körper des Klienten. Denn Gesundheit ist laut der Craniosacral Therapie auch im Krankheitsfall immer vorhanden. Der Körper ist ein selbststrukturierendes und selbstregulierendes System und kann durch unterschiedliche Reize unterstützt werden. Die Therapie bietet während den Behandlungen zudem stille Momente, durch die der Klient angenehme Ruhe erlebt und mit sich und seinen Gefühlen in Berührung kommt. Veränderungen, die sich oft vor, während und nach der Sitzung auf der Liege entwickeln, können eindrucksvoll wahrgenommen werden. Dieser Veränderungsprozess hin in Richtung Gesundheit und zu neuen An- und Einsichten kann zwei bis drei Tage nach einer Sitzung fortdauern. Die Therapie unterstützt den Menschen auch bei der Bildung neuer Ressourcen und dem Ausbau seiner Resilienz.
WAS SAGT DIE WISSENSCHAFT?
Die Craniosacral Therapie ist von den Zusatzversicherungen der meisten Krankenkassen anerkannt. Nicht ohne Grund – denn zahlreiche Studien bestätigen heute die Wirksamkeit der Therapie. So wurde beispielsweise 2021 herausgefunden, dass Betroffenen mit verschiedenen akuten und chronischen Problemen mit dieser Methode nachweislich geholfen werden konnte: Die Lebensqualität und die persönlichen Ressourcen der Betroffenen verbesserten sich laut eigenen Angaben signifikant.
Text: Sanasearch in Kooperation mit Denise Disterheft und Cranio Suisse
Quelle: oliv – Zeitschrift 10/22